Ein Kruzifixus, der lange Zeit unbeachtet im Treppenhaus des Rainer Bürgerspitals hing, ist höchstwahrscheinlich eine Arbeit des Bildhauers Christian Handschuher, der im 17. Jahrhundert in Rain lebte. Kunsthistorikerin Dr. Kathrin Brandmair und Restaurator Roland Vogel (2. von rechts) erläuterten die Bedeutung der Skulptur. Michael Schmelcher (links), Vorsitzender des Freundeskreises Alt Rain, und Bürgermeister Gerhard Martin überlegen, wie eine Restaurierung finanziert werden kann.

 Augsburger Allgemeine

    Das original Rainer Kruzifixus

Rain sei im 17. Jahrhundert „kein großes künstlerisches Zentrum“ gewesen, merkte sie an. Ein Name von Bedeutung sei allerdings Christian Handschuher, seines Zeichens Bildschnitzer und Steinbildhauer, geboren 1651 in Unterbergen, heute im Landkreis Aichach-Friedberg. 1671 kam er mit seiner Familie nach Rain, übersiedelte aber bereits zwei Jahre später nach Eichstätt, wo er 1732 starb. In Eichstätt entstanden aus seiner Hand zahlreiche Grabsteine, Epitaphe, Altäre und Skulpturen. Expertin Brandmair erwähnte zahlreiche dokumentierte Arbeiten Handschuhers aus seiner Dachauer Zeit, aber auch „das einzig gesicherte Zeugnis aus seiner Zeit in Rain“, nämlich den Taufsteindeckel in der Stadtpfarrkirche: Für die kleine Figur des heiligen Johannes des Täufers bekam er 3 Gulden 33 Kreuzer.

Dann verglich Frau Brandmair den Rainer Kruzifixus mit dem heiligen Sebastian aus Viehbach und stellte zahlreiche übereinstimmende Einzelheiten fest. „Damit lässt sich der Kruzifixus meiner Ansicht nach überzeugend dem Werk Christian Handschuhers zuordnen“, stellte die Kunsthistorikerin fest. Die Figur dürfte um 1670/1675 entstanden sein.

Brandmairs Fazit: „Als Werk von der Hand oder aus dem engen Umfeld eines namentlich bekannten und in Rain urkundlich nachweisbaren Meisters ist der Spitalkruzifixus ein zentraler Bestandteil der hiesigen Stadt- und Kunstgeschichte. Geschichte sollte bewahrt werden – und insofern bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass nicht noch einmal 20 Jahre vergehen, bis der Gekreuzigte seiner dringend notwendigen Restaurierung unterzogen werden kann.“

Restaurator Roland Vogel aus Gempfing berichtete: „Schon beim ersten Anblick war mir klar, dass dieser Kruzifixus Qualität hat.“ Einige Finger seien zwar abgebrochen, kleinere Beschädigungen seien vorhanden, aber schlimmer sei, dass der Trocken- und Alterungsprozess der Farbschichten „Schichtentrennungen mit partiellen Ausbrüchen“ verursacht habe. „Viel Arbeit, viel finanzieller Aufwand in der Größenordnung von 20000 Euro“ seien nötig, wenn man sich zu einer Restaurierung entschließe.

„So oder so“ habe man schon einen geeigneten Platz für den Kruzifixus in der Allerheiligenkapelle „zwischen den Fenstern auf der Südseite“ gefunden. Vorsitzender Michael Schmelcher bekam Beifall für seine Schlussbemerkung: „Ich bin der Meinung, dass dieses einmalige Kunstwerk erhalten werden sollte. Wir werden uns zusammen mit der Stadt und dem Museumsverein auf die Suche nach Sponsoren machen.“

 

 

Restaurator Roland Vogel aus Gempfing musste nach der Oberflächenreinigung Fehlstellen kitten und gelockerte Farbflächen befestigen. Drei fehlende Finger waren zu ergänzen. Der Heiligenschein wurde durch einen Strahlenkranz ersetzt, um das österliche Licht des Auferstandenen noch deutlicher hervorzuheben. Schließlich hat Restaurator Vogel die Kitt- und Fehlstellen sowie die Ergänzungen neu gefasst. Der Kunstbeauftragte der Diözese, Herr Felix Landgraf, seit der Innen- und Außenrenovierung der Pfarrkirche in Affaltern ein geschätzter Ratgeber und unserer Pfarrgemeinde bestens vertraut, äußerte sich über das gelungene Restaurierungswerk mit großen Lob, nämlich dass bei der Betrachtung des Auferstandenen jeder, auch „der fachliche Laie ohne Worte spürt: Hier an diesem Ort der Kirche in Affaltern ist Gott im Auferstandenen Jesus gegenwärtig und den Menschen nahe.

St. Sebastian Affaltern

St.Sebastian Affaltern Pfarramt Biberbach