Rain sei im 17. Jahrhundert „kein großes künstlerisches Zentrum“ gewesen, merkte sie an. Ein Name von Bedeutung sei allerdings Christian Handschuher, seines Zeichens Bildschnitzer und Steinbildhauer, geboren 1651 in Unterbergen, heute im Landkreis Aichach-Friedberg. 1671 kam er mit seiner Familie nach Rain, übersiedelte aber bereits zwei Jahre später nach Eichstätt, wo er 1732 starb. In Eichstätt entstanden aus seiner Hand zahlreiche Grabsteine, Epitaphe, Altäre und Skulpturen. Expertin Brandmair erwähnte zahlreiche dokumentierte Arbeiten Handschuhers aus seiner Dachauer Zeit, aber auch „das einzig gesicherte Zeugnis aus seiner Zeit in Rain“, nämlich den Taufsteindeckel in der Stadtpfarrkirche: Für die kleine Figur des heiligen Johannes des Täufers bekam er 3 Gulden 33 Kreuzer.
Dann verglich Frau Brandmair den Rainer Kruzifixus mit dem heiligen Sebastian aus Viehbach und stellte zahlreiche übereinstimmende Einzelheiten fest. „Damit lässt sich der Kruzifixus meiner Ansicht nach überzeugend dem Werk Christian Handschuhers zuordnen“, stellte die Kunsthistorikerin fest. Die Figur dürfte um 1670/1675 entstanden sein.
Brandmairs Fazit: „Als Werk von der Hand oder aus dem engen Umfeld eines namentlich bekannten und in Rain urkundlich nachweisbaren Meisters ist der Spitalkruzifixus ein zentraler Bestandteil der hiesigen Stadt- und Kunstgeschichte. Geschichte sollte bewahrt werden – und insofern bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass nicht noch einmal 20 Jahre vergehen, bis der Gekreuzigte seiner dringend notwendigen Restaurierung unterzogen werden kann.“
Restaurator Roland Vogel aus Gempfing berichtete: „Schon beim ersten Anblick war mir klar, dass dieser Kruzifixus Qualität hat.“ Einige Finger seien zwar abgebrochen, kleinere Beschädigungen seien vorhanden, aber schlimmer sei, dass der Trocken- und Alterungsprozess der Farbschichten „Schichtentrennungen mit partiellen Ausbrüchen“ verursacht habe. „Viel Arbeit, viel finanzieller Aufwand in der Größenordnung von 20000 Euro“ seien nötig, wenn man sich zu einer Restaurierung entschließe.
„So oder so“ habe man schon einen geeigneten Platz für den Kruzifixus in der Allerheiligenkapelle „zwischen den Fenstern auf der Südseite“ gefunden. Vorsitzender Michael Schmelcher bekam Beifall für seine Schlussbemerkung: „Ich bin der Meinung, dass dieses einmalige Kunstwerk erhalten werden sollte. Wir werden uns zusammen mit der Stadt und dem Museumsverein auf die Suche nach Sponsoren machen.“